Troisdorf, den 25. Oktober 2000
Walter: Mitten im Leben
Eine Hommage an den fünftältesten Oimler und zwar eine Hommage im Sinne von "der Wahrheit die Ehre geben" (rendre hommage a la verite) und nicht von "die letzte Ehre erweisen" (rendre un dernier hommage), denn ganz im Gegenteil gehen wir fest davon aus, daß wir uns noch viele Jahre die Ehre erweisen werden. (Nicht wahr, Harry!)
Wir nehmen diesen festlichen Rahmen zum Anlaß,
Maßgebend für Walters Werdegang ist natürlich neben den elterlichen Genen und der
Erziehung des Elternhauses die einfache Tatsache: Walter ist ein echter Troisdorfer Jung.
Was heißen soll, äußerst heimatverbunden, besser rheinlandverbunden inklusive kölschem
Virus, der vom FC über den Dom bis zum Karneval reicht. Er ist eine rheinische Frohnatur
und ein geselliger Typ und, was nicht ganz zum Rheinländer paßt, auch
zuverlässig und gewissenhaft.
Das war seine Basis, die Scholle, auf der er aufwuchs.
Laßt mich nun einige Episoden aus den letzten Jahren unser gemeinsam verbrachten Schulzeit ansprechen:
"Endlich ein Troisdorfer Jung. Geboren Ende 50 inmitten des
Industriestädtchens im Graugrünen. Stolzer Führerscheinbesitzer für Papas Simca 1301
GT, SU-AZ-729 (Liegesitze, rotes Polster!! Vorsicht für Mitfahrer) Im Auto verkleidet er
sich immer er stülpt eine Brille über den Zinken. Nebenbei er ist ein
saumiserabler Fahrer.
Jetzt kann ich endlich alle Hemmungen fallen lassen, den Schongang raus und los mit dem
Putz, denn Waldi hat ein dickes Fell, doch nicht dick genug. Ich meine jedes Wort
TIEFERNST!! Ich nehme nichts zurück: Du Untermensch du Hurrapatriot du
Milchgesicht du Heckenschütze du Geschmeiß du Applausbettler
du Schweinefraß du Syphilitiker. Ahh, wie das guttut!
Ferner ist dieser räudige Kerl frech wie Oskar; immer macht er Mist, doch andere müssen
diesen ausbaden. Schoßhündchen und Liebling aller Lehrer. Als Schulsprecher = Fachidiot.
Früherer Apropos-ler. Im OT immer im Dienst.
Außer seinen wilden Träumen sieht er ganz harmlos aus. Aber Achtung, ich habe Erfahrung,
im Schafspelz liegt der Wolf und sonnt sich! Er wirkt, als ob ihn kein Wässerchen trüben
könnte, doch dem ist nicht so. "Klatsch, Klatsch Schenkelchen - Walter ist ein
Engelchen!" Doch Vorsicht, der Schein trügt. Unser keusches Engelchen ist auch ein
alter Fummelbruder. - Am Haaransatz sind zwei Hörner (!!) erkennbar. Also laßt euch von
diesem Dreckskerl und Erzreaktionär nicht einwickeln, genügt vollauf, wenn ich es bin.
Engelchen mach weiter, hoppe hoppe Reiter."
Ganz schön harter Tobak, aber so waren halt die guten alten Zeiten. Ein weiteres
Zitat zum Ende der Schulzeit, aus unserer Abizeitung 1970:
"Und unser Klassenprimus Walter
hat viel Erfahrung für sein Alter.
In der Schule tut er sich schonen,
denn er ist Held der OT-Embryonen.
Werden will er Journalist.
Womit unser Gedicht nun schließt!"
Nachdem wir - und mit uns Walter die schriftliche Reife erhalten hatten (über andere Zeugnisse der Reife hüllen wir besser den Mantel des Schweigens) ereilte uns der Ruf an die Waffen. Auch unser Walter folgte diesem Ruf, wenn auch nicht gerade mit wehenden Fahnen. Was er zu berichten weiß, findet sich in einem Brief wieder, der auf den 7.7.1970 datiert ist, aus einem lauschigen Örtchen namens Langendamm stammt und an Edmund Helikum, den Chefredakteur der pphz (Papis Pänz Heimat-Zentrale) gerichtet ist:
"Lieber, guter Ed!
Danke Gott oder dem Kreiswehrersatzamt auf wundgescheuerten Knien, daß dir das erspart
worden ist.
Ich komme mir hier vor wie im Fegefeuer. Aber lange brauche ich das nicht mehr
mitzumachen, denn, und jetzt höre und staune, ich werde in kürzester Zeit entlassen! Ja
mein Guter, du hast richtig gehört, ich werde entlassen, und zwar aller Voraussicht nach
nächste Woche. Warum? Nun, es hat offensichtlich etwas für sich, mal nen Unfall gehabt
zu haben.
Um eines bitte ich dich aber: Schreibe davon noch nichts den anderen, sondern warte, bis
ich mich bei dir persönlich gemeldet habe. Behalte die ganze Sache vorläufig noch für
dich, ich habe meine Gründe dafür. Ich kann dir meine Adresse hier zwar angeben, aber ob
es noch Zweck hat, irgendwas an mich zu schicken, mußt du entscheiden: Kanonier Walter,
4.RakArtBtl.12, 3072 Langendamm b. Nienburg, Clausewitz-Kaserne. Ansonsten möchte ich
hier Schluß machen.
Bis in kürze bei dir mit lädierten Grüßen
Kanonier Walter!"
Das grausame Schicksal schlug nun erbarmungslos zu und schmiß Walter aus dem großen Sandkasten. Nix mehr Kanonier. Er mußte die folgende Zeit anders rumkriegen:
So, nachdem wir nun die letzten 50 Jahre durchgehechelt haben, wollen wir Euch auf einige auffällig gewordene Eigenschaften hinweisen, die sich im Laufe dieser fünfzig Jahre herausgeprägt haben:
Was finden wir sonst noch an Eigenschaften bei Ihm:
So liebe Leute, wir könnten jetzt noch tagelang weiterreden, aber wir wollen uns doch noch ein paar Dinge für seinen sechzigsten Geburtstag aufheben. Laßt uns anstoßen auf den Jubilar!
© by OImler