Troisdorf, den 5. Juli 2008

Dreihundertachtundsechzig
Hommage an Uschi und Frank und im Gedenken an 368 Oimler-Stammtische

Es war einmal vor vielen Jahren,
dass die Oimler unzufrieden waren
mit ihrer Kneipe seinem Wirte,
der diese immer schlechter führte.
 
Zu neuen Ufern brachen sie auf,
so nahm das Schicksal seinen Lauf.
Mal hier getestet, mal da probiert,
dann gab es ihn: den neuen Wirt.
 
Er hieß Frank und trieb sein Wesen
im "Treffpunkt" vor und hinterm Tresen.
Daneben zelebrierte im Kochgedünste
Frau Uschi erstaunliche Küchenkünste.
 
Für die Oimler war's Liebe auf den ersten Blick
und der Start in ein neues Kneipenglück.
Frank und Uschi, die zwei beiden,
mochten wir sofort gut leiden,
waren sie doch für Oimlers Bauch
besonders wichtig, für die Seele auch.
 
So hatten wir wieder ein Stammquartier,
mit Steaks und Schnitzeln, Schnaps und Bier.
Wir kamen zur Probe und sind geblieben.
Der Beschluss fiel einstimmig Null zu Sieben.
 
Nun gab es freilich am Anfang schon
zu lernen mancherlei Lektion:
Oh Oimler, kehrst Du im "Treffpunkt" ein,
dann denke daran, Du musst dankbar sein!
 
Widersprich nicht dem Wirt, kritisier nicht die Küche,
wart geduldig aufs Bier und genieß die Gerüche.
Zahl klaglos die Zeche und das bitte in bar,
dann kannst Du wiederkommen immerdar.
 
Wir sind, klug und weise, in den 30 Jahren
stets nach der goldenen Regel verfahren,
dass dem Wirt am Ende nur der Gast gefällt,
der sich brav seinem Willen unterstellt.
 
Und will er mal nicht, dann ist's eben so,
bleib nur still und geduldig und lächle froh.
Beherzigt’ man das, dann ließ sich's gut leben
und stressfrei im "Treffpunkt" einen heben.
 
Stress war auch stets dem Wirte zuwider.
Das schlug sich in seinem Mienenspiel nieder.
Ist die Kneipe zum Beispiel besonders voll,
dann finden das Wirte gemeinhin ganz toll.
 
Bei Frank hingegen brachte Gedränge
in sein Gesicht eine gewisse Strenge.
Er wurde dann mürrisch und raunzte herum,
doch niemand nahm ihm das jemals krumm.
 
Einst klagte ein Oimler, dass kein Bier vor ihm stehe
und das schon eine halbe Stunde so gehe.
Worauf Frank nur halb zum Kläger sich dreht:
"Do siehste ens, wie schnell die Zick verjeht!"
 
Dann schlurft er davon in Richtung Tresen
und tut so, als sei überhaupt nichts gewesen.
Statt eilig zu zapfen beginnt unterdessen
er in aller Ruhe ein Wurstbrot zu essen.
 
Und lässt sich nicht stören bei seinem Genuss,
die Oimler sitzen trocken zu ihrem Verdruss.
Doch dann naht er wieder, er griemelt recht nett,
mit einem randvoll gefüllten Tablett.
 
Gekonnt schmeißt er leere Gläser um,
besonders Oimlinchen erschrecken darum.
Dann setzt er ab die vollen Gefäße.
Die Hose sitzt etwas unterm Gesäße,
eine schwarz-gelbe Weste umschmeichelt den Bauch,
und Harry Potters Brille, die hat er auch.
 
Er wünscht uns "Zum Wohle!". Wir sind wie befreit
und gleich zu einem lautstarken "Zupf!" bereit.
Und denken uns: Kehrst Du im "Treffpunkt" ein,
dann soll's immer so und nie anders sein.
 
Es hat uns dort immer gut gefallen.
Bewundert haben wir vor allem
die große Kunst der Haute Cuisine
von Uschi, unserer Oimlerwirtin.
 
In ihrem klitzekleinen Reich
klopfte sie die Schnitzel weich,
briet die Steaks, frittierte die Fritten,
rührte Eier, machte Käseschnitten,
wärmte Gulasch und mischte Salat,
auf dass jeder Tisch alles gleichzeitig hat.
 
Und wurde die Hitze auch noch so heiß -
Klagen gabs nie, allenfalls etwas Schweiß.
Wir haben ihr für ihr großes Bemühen
seinerzeit den Goldenen Kochlöffel verliehen.
Und hätte sie in ihrer Küche weitergemacht,
wir hätten ihr das Diamantene Schnitzel gebracht!
 
Oh Frank, es lag bestimmt nicht an Deiner Weste,
Du warst auch so für uns immer der Beste!
Den Oskar hast Du dafür schon bekommen.
Wir hoffen, Du hast ihn jetzt mitgenommen.
 
Wir hatten den Treueschwur einst Euch gegeben,
dass wir in unserem Oimlerleben
außerhalb von Urlaubszeiten
oder privaten Gelegenheiten
niemals zu fremden Wirten gehen,
sondern fest zu Frank und Uschi stehen.
 
Und bedachten das Ende, was man sonst gern vermeidet:
Es bleibt alles gut, bis der Wirt uns scheidet.
Das ist nun geschehen, und wir sind voll Trauer
nach dieser Romanze von 30 Jahren Dauer.
 
Doch auch, wenn eine Ära zu Ende geht,
das Leben deshalb nicht stille steht.
Was soll's, wenn Frank nicht mehr hinterm Tresen steht,
wenn Uschi uns keine Steaks und Schnitzel mehr brät:
Die Oimler gibt's weiter, und wir ernennen heut
Euch beide zu Oimlerwirten auf Lebenszeit.
 
So hebt Euer Glas, sofern etwas drin,
Oimler, Oimlerwirt und Oimlerwirtin,
stoßt an und auf und sprecht laut die Worte,
die ewig hallen, auch an diesem Orte:
 
Gut Zupf!
 

© by OImler

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